Vereinsgeschichte des Siegburger Ruderverein 1910 e.V.

Vereinsgeschichte des Siegburger Ruderverein 1910 e.V.
Vereinsgeschichte des Siegburger Ruderverein 1910 e.V.

Am 27.Mai 1910 gründen 12 sportbegeisterte Männer im Sieburger Hotel Reichenstein den Siegburger Schwimm- und Ruderverein, einen Verein, der sich zwei Wassersportarten widmen soll. Der SSRV ist somit der Vorgängerverein des heutigen Rudervereins bzw. des Schwimmvereins Hellas Siegburg. Die ersten Ruderversuche starten die jungen Männer aber nicht auf der Sieg, sondern auf der Agger, die ersten offiziellen Schwimmtermine finden in der städtischen Badeanstalt statt. Die Männer der ersten Stunde hatten es nicht leicht. Blasen und Schwielen holten sie sich oft schon vor dem ersten Training. Jedenfalls wenn es auf den Rhein ging. Denn dann hieß es: Boote auf den Handkarren verladen und ziehend per pedes nach Beuel.

Vermutlich haben diese eher ungemütlichen Sonntagsausflüge nicht allzu häufig stattgefunden. Nach dem Training musste man das Sportgerät schließlich wieder zurück nach Siegburg ziehen. Apropos Handkarren: Mit einem solchen zogen die Ruderpioniere das erste Bootshaus aus dem Lohmarer Wald an die Sieg. Es handelte sich um eine in Einzelteile zerlegte Baracke der Alliierten Besatzungsmächte nach dem 1. Weltkrieg. 1920 waren die Einzelteile zusammengesetzt, das 1. Bootshaus mit großer Südstaaten-Veranda wurde zum Blickfang an der Sieg. Schon der Name „Bootshaus“ deutet es an: Die Schwimmer hatten keine Zukunft mehr. 1922 verließen sie den Verein.

Zeit der Inflation

Probleme kommen Ende 1921 von unerwarteter Seite. Der Fischschutzverein befürchtet, dass die Befahrung der Sieg mit Booten zur Beeinträchtigung bei der Zucht von Jungfischen führt und reicht Klage ein. Erst im Herbst 1922 kann das Ende des Rudervereins abgewendet und eine Einigung mit den Fischfreunden erzielt werden. Damit nicht genug: Im Folgejahr kämpft Deutschland mit der Inflation und Ende 1923 hat der Verein dadurch nie wieder erreichte 136,2 Billionen Mark in der Kasse. Der Mitgliedsbeitrag für ein aktives Mitglied liegt im November 1923 bei irrwitzigen 500 Milliarden Mark.

Ein Jahr später hat sich die Lage entspannt. Der Verein zählt 65 aktive und 120 inaktive Mitglieder. Ein weiterer Gigvierer, wird angeschafft und die dadurch erhöhte Zahl der Ruderplätze führt im Juli 1924 mit zu der Entscheidung, die Schwimmabteilung endgültig zu schließen. Ab da wächst die verbliebene Ruderabteilung kontinuierlich. Was in den ersten 14 Jahren dem SRV an vereinspolitischen Querelen, wirtschaftlichen Katastrophen, Krieg und sonstigem Unbill widerfahren ist, hätte jeden anderen Verein ruiniert. Nicht den SRV, der immer findig war und ist, als Beispiel hier einmal das Thema Geldbeschaffung:

Die erste Vereinssatzung war strikt. Alle Mitglieder waren verpflichtet an jeder Veranstaltung des Vereins teilzunehmen. Wer zu spät kam, musste 25 Pfennig in die damals noch völlig leere Vereinskasse zahlen, wer gar nicht kam sogar 50 Pfenning. Und wer zehn Veranstaltungen unentschuldigt versäumt hatte, wurde aus dem Verein ausgeschlossen, schuldete aber 5 Mark.

Die Mitglieder des SRV – Mitgliedschaft ist zu diesem Zeitpunkt noch wörtlich zu nehmen – haben den Verein durch die nächsten Jahre und über den nächsten Krieg hinaus gerudert.Die Zeit bis 1939 ist dann geprägt von kontinuierlichem Mitgliederwachstum, Bootsanschaffungen und großen sportlichen Erfolgen. Der SRV legt hier den Grundstein als erfolgreicher Rennsportverein. Doch auch Breitensport und Veranstaltungen kommen nicht zu kurz. Regelmäßige Teilnahmen am Rosenmontagszug und über die Grenzen bekannte Strandfeste machen den SRV zu einem angesehenen Verein.

Frauen im Verein

Die Frauen fanden ihren Platz im Siegburger Ruderverein erst spät. 1912 also kurz nach der Gründung gab es ein missliebiges Ereignis, so wurde das genannt, weil ein Ruderer ein Boot offensichtlich dazu verwendet hatte um mit einer Dame umherzufahren, vermutlich um sie damit zu beeindrucken um hinterher mit ihr zu poussieren.

Aber 1935 bekamen die Damen durch eine Aktivität, die man auch als gewagt bezeichnen kann, einen Platz im Ruderverein. Auf dem Nikolausball 1935 gelingt es den Damen durch eine Tanzvorführung auch skeptischste Herren davon zu überzeugen, dass Frauen im Verein durchaus eine Bereicherung sind. Für die Damen wird 1936 ein Doppelvierer erworben und auf den Namen „Sieglinde“ getauft.

Neustart nach 1945

Der Lackmustest für Ihre Beständigkeit kam mit und nach dem Zweiten Weltkrieg. Es zählt zu den ganz großen Leistungen des Vereins, nach dem Krieg wie Phönix aus der Asche erstanden zu sein. Schon 1947 fuhren die bereits damals bei der Konkurrenz gefürchteten SRV-Boote wieder bei Regatten mit. Das Bootshaus wird repariert, neue Mitglieder treten bei. Der Verein profitiert von seinem hohen Renommee. Die Liste der Vorsitzenden in der ersten Hälfte der 100-jährigen Vereinsgeschichte ließ die Siegburger nach dem Krieg – wie das damals so war – in Ehrfurcht erstarren:

Dr. Arno Grabhorn, Dr. Heinz Kaiser,
Dr. Erick Kuckuk, dazu Oberkreis- direktor Josef Clarenz.

Fast alle der Herren schmückte ein Doktortitel, ein Siegburger „Who is Who“. Doch Zeiten ändern sich, Namen allein halten einen nicht am Leben. Die Jugend wurde zunehmend rebellischer, wollte von älteren Herren in Schlips und Kragen nichts mehr wissen. Passend hierzu stellt die Siegburger Zeitung im Januar 1975 fest: „An die Stelle von Tradition und Honoratiorengetue sind inzwischen überall Freude an Neuerungen und Wille zur Leistung getreten. “Spaß haben und erfolgreich sein – das will die Jugend. Die Vereinsleitung hatte zum Glück die Zeichen der Zeit erkannt. Konsequente Jugendarbeit wurde in Angriff genommen, sie brachten eine Reihe von Leistungssportlern heraus.

Sportliche Erfolge

1987 fährt Erik Ring die erste Weltmeisterschaft ein, Valerie Viehoff folgt 1998, zwei Jahre später holt sie Silber in Sydney. Auch im neuen Jahrtausend holen Athleten des SRV Titel: Matthias Simons wurde 2003 Deutscher Junioren-Meister, Heiner Schwartz und Karl Breuer wurden 2004 Deutsche Sprintmeister, sie holten auch bei den Deutschen Meisterschaften 2008 einmal Silber und einmal Bronze. Siegburgs Ruderer machen Schlagzeilen – und zwar durchweg positive.„Siegburger rudern auf der Überholspur“, heißt es da. Ein anderer Artikel ist mit „Die Siegburger Medaillensammler“ überschrieben, wieder ein anderer Text trägt die Überschrift „Obenauf bei Bremer Regatta – Athleten des Siegburger RV heimsten 1. Plätze ein.“

2017 erfolgte dann die Grundsteinlegung und der Umzug in die neue Bootshalle.Im Oktober 2017 wurden die Boote in die neue Halle geräumt. Inzwischen hat auch die alte Bootshalle eine neue Funktion erhalten. Bisher hielten sich die Ruderer ­zwischen den gelagerten Booten fit. Nun ist dort viel Platz für die Ergometer, Fahrräder und Hantelgeräte, die fleißig genutzt werden. Die Untere Landschaftsbehörde hat ihr Einverständnis für das Bauvorhaben im Landschaftsschutzgebiet gegeben. „Die Errichtung der Bootshalle dient dazu, die Jugendarbeit eines traditionsreichen Sportvereins zu sichern“, heißt es in der Begründung. Es handele sich um einen „atypischen Einzelfall, da ein Ruderverein seine Vereinsanlage naturgemäß in unmittelbarer Nähe zu den genutzten Gewässern hat.“

Umbau ab 2020
Ab 2020 wurde das Bootshaus komplett saniert, isoliert, mit neuen Duschen versehen und fit gemacht für die Zukunft. Dazu gehört die Wärmeversorgung durch eine moderne Wärmepumpenanlage und die große Solaranlage auf dem Dach der neuen Bootshalle zur Erzeugung von eigenem Strom. Ein großer Kraftakt für den Verein, der nur durch das Engagement der Mitglieder möglich war. Herauszuheben ist hier der Leistung des Hauswarts Andre Ring, der die Arbeiten koordiniert und vieles selbst durchgeführt hat.

Quellen: Rede von Bürgermeister Huhn (Siegburg), Rede von Anka Zink zum 100 jährigen Jubiläum 2010, Rede vom Ehrenvorsitzenden Boris Scharenberg zur Grundsteinlegung der neuen Bootshalle.

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